Konflikte sollte man – frei nach Helmut Glasl (*1950, Thüringer Aphoristiker) – nicht vermeiden, sondern lösen. Das gilt vor allem bei Trennung und Scheidung. Denn jeder Scheidungskrise gehen Konflikte voraus, die am besten noch vor dem gerichtlichen Scheidungstermin gelöst werden.

In der Scheidungskrise müssen Sie sich entscheiden, ob Sie sich lieber „klassisch“ mit einem Rechtsanwalt vor Gericht streiten, Ihre Probleme alleine (oder auch zusammen) in einer Therapie bearbeiten oder gemeinsam mit Ihrem Ex-Partner nach guten Lösungen in einer Mediation suchen.

Der Artikel informiert Sie über die Möglichkeiten und Arbeitsweisen der professionellen Dienstleister, die Sie bei Konflikten im Rahmen von Trennung und Scheidung unterstützen können.

Die Anwälte vor Gericht streiten lassen

Beauftragen Sie einen Rechtsanwalt mit der Lösung Ihres Konflikts, wird er Sie zu den Erfolgsaussichten beraten. Im Klartext heißt das: Er sagt Ihnen, wie Ihre Chancen stehen. Dabei schätzt er ein, ob Sie vor Gericht das durchsetzen können, was Sie wollen.

Geht es bei Ihnen um klar umrissene Streitfragen – und haben Sie auch kein Interesse daran, sich mit dem Problem selbst auseinanderzusetzten –, dann lassen Sie den Rechtsanwalt für Ihr Recht streiten.

In den meisten Fällen brauchen Sie als Partei eines Rechtsstreits nicht einmal vor Gericht zu erscheinen. Ihr Anwalt kann Sie dort vertreten. Bei einer Scheidung und den damit verbundenen familienrechtlichen Angelegenheiten ist das persönliche Erscheinen der Ehegatten jedoch Pflicht.

Die Scheidungskrise im (Einzel-)Coaching meistern

Merken Sie, dass Sie an einem bestimmten Punkt nicht mehr weiterkommen und immer wieder in alte Muster verfallen, sich also in einer aktuellen herausfordernden Situation selbst im Wege stehen, dann kann ein Coaching das Richtige für Sie sein.

Durch das Reflektieren und Einüben von neuen Mustern werden Sie Schritt für Schritt in die Lage versetzt, in einer bestimmten Situation anders zu handeln. Der positive Nebeneffekt: Sie lernen dabei auch, anderen Menschen, also zum Beispiel Ihrem Chef oder den Kollegen, gegenüber anders aufzutreten.

Coachings werden auch für Gruppen angeboten. Das sind dann sogenannte Teamcoachings.

Welche Therapien gibt es?

Die Formen der Psychotherapie und aller weiteren therapeutischen Hilfestellungen sind vielfältig. Neben den bekannten Formen der Tiefenpsychologischen Psychotherapie und der Verhaltenstherapie gibt es auch spezielle Angebote in der Scheidungskrise. Das sind zum Beispiel Therapien für Paare (Paartherapie) und Familien (Familientherapie, Familienaufstellung, Geneogramm etc.).

Wie Mediation in der Scheidungskrise helfen kann

Wenn Sie gemeinsame minderjährige Kinder, ein gemeinsames Haus oder ein zusammen aufgebautes Unternehmen verbindet, können Sie Ihrem Ex-Partner nach der Trennung nicht einfach aus dem Weg gehen. Sie müssen während und oft auch nach der Scheidung eine Kommunikationsebene finden.

Im Mediationsverfahren besteht die Chance, dass sich Beziehungen sogar verbessern. Konflikte, die gemeinsam gelöst werden, stärken das Selbst und die Beziehung zum anderen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es die Konfliktpartner mit einer Mediation versuchen wollen und offen sind für Lösungen, die noch in den Sternen stehen.

Der Unterschied zwischen Mediation und Therapie

Eines vorweg: Mediation ist keine (Paar-)Therapie! Bei einer Scheidungsmediation geht es um die Neugestaltung der kommenden Zeit als alleinstehende Person. Es geht nicht darum, als Paar wieder zueinander zu finden.

Bei der Hochzeit haben sich die meisten Paare vorgestellt, bis ans Lebensende zusammen zu sein. Ist diese Vorstellung überholt und der Trennungswunsch da, kann es sein, dass einer dies nicht akzeptiert und an der Beziehung festhalten will. Als Scheidungsmediatoren sehen wir unsere Aufgabe darin, hier Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen. Dabei kann es vorkommen, dass wir einen oder beide Ex-Partner an einen Therapeuten verweisen.

Eine Scheidungsmediation soll die Beteiligten stärken und sie in die Lage versetzten, in Frieden getrennte Wege zu gehen. Will ein Paar trotz der vorhandenen Konflikte lieber zusammenbleiben, wäre eine Paartherapie besser als eine Mediation. In der Paartherapie kann ein Paar lernen, einen anderen Umgang miteinander zu finden und dadurch in der Beziehung zufrieden zu sein.

Eine begleitende Therapie kann die Mediation unterstützen

Als Scheidungsmediatoren empfehlen wir neben der Paartherapie manchmal auch eine Einzeltherapie. Das machen wir zum Beispiel, wenn wir merken, dass einer sehr unter dem Trennungsschmerz leidet und alleine die Scheidungskrise nicht bewältigen kann. Eine Therapie kann also zusätzlich als Unterstützung einer Mediationspartei sinnvoll sein.

In jedem Fall empfehlen wir, bei Bedarf einen außenstehenden Therapeuten aufzusuchen. Das ist notwendig, weil es in der Mediation um andere Ziele geht. Werden therapeutische Themen in der Mediation bearbeitet, besteht die Gefahr, das Mediationsverfahren zu überladen. Dann wird es schwierig, zwischen persönlicher Aufarbeitung und gemeinsamer Zukunftsgestaltung zu unterscheiden. In der Folge kann dadurch das vorrangige Ziel der Mediation nicht intensiv genug verfolgt werden.

Bestimmte Bereiche der systemischen Familientherapie, wie eine Familienaufstellung oder die Erstellung eines Geneograms, können zur Konflikterhellung auch in einem laufenden Mediationsverfahren hilfreich sein. Doch auch hier gilt: Eine Familienaufstellung gehört in die Hände von speziell hierfür ausgebildeten Profis.

Wir beraten Sie im Rahmen eines Orientierungsgesprächs zu den Wegen aus der Scheidungskrise.