Wie gelingt die Scheidung mit Kind?

Die meisten Eltern wünschen sich, dass die Kinder möglichst wenig unter der Trennung und der Scheidung leiden. Wie das gelingen kann und worauf Sie bei der Scheidung mit Kind achten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Die Vorteile einer einvernehmlichen Scheidung

Kinder leiden am wenigsten, wenn sich ihre Eltern einvernehmlich scheiden lassen. Dazu müssen Sie alle Fragen zu Unterhalt und Umgang klären, bevor Sie den Scheidungsantrag von einem Rechtsanwalt bei Gericht einreichen lassen.

Allein durch Trennung und Scheidung ändert sich nichts am Sorgerecht. Der Elternteil, der nicht mit dem Kind zusammen in einem Haushalt lebt, hat das Recht auf Umgang. Regeln Sie die Fragen zum Wohnsitz des Kindes und zum Umgang gemeinsam. Dafür brauchen Sie weder einen Anwalt noch das Gericht.

Ein gerichtliches Verfahren bedeutet Stress für alle Beteiligten. Erfahren Sie im Beitrag Kinder und Mediation, warum eine Mediation bei Themen wie Sorgerecht und Umgang besonders geeignet ist.

Holen Sie sich Unterstützung

Das Jugendamt und andere Beratungsstellen haben spezielle Angebote für Eltern und Kinder in der Trennungs- und Scheidungsphase entwickelt, zum Beispiel Kinder im Blick.

Eine weitere gute Möglichkeit, um Konflikte als Eltern zu lösen, ist die Trennungs- und Scheidungsmediation. Denn im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren suchen bei der Mediation die Eltern gemeinsam nach Wegen und kämpfen nicht gegeneinander.

Die 5 goldenen Regeln bei einer Scheidung mit Kind

 

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Als erfahrene Scheidungsanwälte und Mediatoren haben wir fünf Regeln für Sie aufgestellt, mit denen Sie Ihr Kind während der Trennung und Scheidung schonen können:

1. Die wichtigste Regel: Sprechen Sie nie schlecht über den anderen Elternteil

Machen Sie Ihren Ex-Partner schlecht, verletzen Sie damit Ihr Kind. Kinder lieben ihre Eltern. Und wenn Kinder Paarkonflikte miterleben, entwickeln sie das Gefühl, zwischen ihnen zerrissen zu sein. Dabei reicht es schon, wenn sie einen Streit mithören.

Kinder würden ihre Eltern gerne vor Streit, Wut und Traurigkeit bewahren. Wenn sich Eltern vor ihren Kindern streiten, leiden die Kinder. Dies kann sie in ihrer Entwicklung nachhaltig schädigen. In der Fachsprache nennt man das Loyalitätskonflikt.

Beispiel: Sie sind frisch getrennt und Ihr Ex-Partner kommt zu spät zum verabredeten Umgangstermin mit dem Kind. Sie ärgern sich und es sprudelt laut aus Ihnen heraus: „Nie war er zuverlässig und dieses egoistische Verhalten ist auch schuld am Ende der Beziehung“.

Problem: Ihr Kind steht traurig und hilflos daneben. Es fühlt sich zudem in der Zwickmühle: Darf es sich noch über den Besuch freuen, wenn es davor so viel Ärger gab? Es hat das Gefühl: egal wie es sich verhält (Freude oder verhaltene Begrüßung), einem Elternteil wird es damit schlecht gehen.

Tipp: Schlucken Sie Ihren Ärger über die Unpünktlichkeit (zunächst) hinunter und erklären Sie Ihrem Kind ruhig und sachlich, dass ein Zuspätkommen nichts mit ihm zu tun hat. In der „Erwachsenenwelt“ gibt es manchmal einfach Dinge, die dazwischenkommen können, wie ein Stau oder ähnliches.

Suchen Sie später das Gespräch mit Ihrem Ex Partner und klären Sie dabei ab, ob andere Kontaktzeiten sinnvoll sind. Signalisieren Sie ihm, dass Sie daran interessiert sind, dass sich das Kind auf den Umgang freuen kann und die Kontakte möglichst stressfrei verlaufen.

2. Stellen Sie Ihr Kind nie vor die Wahl sich entscheiden zu müssen

Fragen Sie Ihr Kind nie, wo es lieber wohnen oder mit welchem Elternteil es gerne mehr Zeit verbringen würde. Auch nicht indirekt.

Diese Fragen sollten Sie als Eltern immer nur unter sich klären und Ihrem Kind dann die Entscheidung gemeinsam mitteilen. Tun Sie das nicht, kann Ihr Kind in einen Loyalitätskonflikt geraten. In der Folge besteht dann die Gefahr, dass Ihr Kind seine eigenen Interessen und Bedürfnisse nicht mehr wahrnehmen und artikulieren kann. Es verliert das Gespür für sich.

Tipp: Klären Sie die Fragen, die das Kind betreffen, zunächst unter sich. Erzählen Sie Ihrem Kind dann, wie das neue Leben nach der Trennung und Scheidung aussehen wird. Erproben Sie die vereinbarten Umgangsregelungen für etwa 3 bis 6 Monate und beobachten Sie, wie es Ihrem Kind dabei geht. Wenn eine Regelung doch nicht so passend ist, können Sie gemeinsam nach einer anderen Lösung suchen.

Während dieser Übergangszeit ist es für Ihr Kind wichtig zu wissen, dass beide Elternteile es lieben und dass es selbst auch beide Elternteile lieben darf. Es sollte sich nie zwischen Ihnen beiden entscheiden müssen. Sagen Sie ihm dies so oft wie möglich.

3. Erzählen Sie Ihrem Kind keine Details über das Ende der Paar-Beziehung

Ihr Kind ist nicht Ihr Therapeut. Eltern neigen manchmal dazu, sich vor ihren Kindern zu rechtfertigen oder für das Scheitern der Beziehung zu entschuldigen. Manche glauben, das Kind werde die Trennung verstehen, wenn es die Gründe kennt. Doch auch wenn das Kind schon etwas älter ist und nach dem „Warum“ fragt, ist es mit der Situation meist überfordert.

Alles, was Sie dazu bewogen hat, die Paar-Beziehung zu beenden, sollten Sie nicht mit Ihrem Kind besprechen. Als verlassener Elternteil erzählen Sie Ihrem Kind besser auch nicht, wie sehr Sie unter der Trennung leiden.

Tipp: Dass die Trennung für Sie notwendig ist, sollten Sie nicht begründen oder vor Ihrem Kind rechtfertigen. Erklären Sie Ihrem schon etwas älteren Kind am besten zusammen mit Ihrem Partner, dass Beziehungen zwischen Erwachsenen nicht immer gleichbleiben und ewig bestehen. Sie können sich auch verändern. Eine solche Veränderung in der Paar-Beziehung zwischen Erwachsenen ist die Trennung und Scheidung.

Machen Sie deutlich, dass die Eltern-Kind-Beziehung weiterhin bestehen bleibt und sich die Gefühle, also die Liebe und Zuneigung für Ihr Kind, nicht verändert haben. Was sich ändert, sind die äußeren Umstände: das Leben in getrennten Wohnungen und die Umgangszeiten. Ihr Kind wird das verstehen und die Erfahrungen später auf die eigenen Paar-Beziehungen übertragen.

4. Fragen Sie Ihr Kind nicht über den anderen Elternteil aus

Wenn Ihr Kind bei Ihrem Ex-Partner ist, möchten Sie sicher gehen, dass dort alles in Ordnung ist. Vielleicht gibt es auch schon einen neuen Partner oder eine Partnerin. Sie möchten wissen, wie der oder die Neue so ist und wie er oder sie mit Ihrem Kind umgeht.

Beispiel: Sie wissen, dass es eine neue Partnerin gibt, haben sie aber noch nicht kennengelernt. Deshalb fragen Sie Ihr Kind nach dem Umgangswochenende, wie es die Neue findet.

Problem: Das Kind erzählt Ihnen unter Umständen, was Sie hören wollen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn es in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Ex-Partner Spannungen gibt. Ihr Kind könnte z.B. berichten, dass die neue Partnerin sehr streng ist. Es hebt damit die negativen Eindrücke hervor, weil es glaubt, dass es nicht beide Elternteile gleichermaßen liebhaben kann.

Tipp: Regen Sie ein persönliches Kennenlernen an und machen Sie sich selbst ein Bild vom neuen Partner. Dass Sie besorgt oder neugierig sind, ist normal. Bringen Sie Ihr Kind dadurch aber nicht in eine belastende Situation.

Vertrauen Sie einfach Ihrem Kind. Wichtige Dinge wird es Ihnen von sich aus erzählen. Und vertrauen Sie auch Ihrem Ex-Partner. Er will bestimmt auch nur das Beste für Ihr Kind.

5. Sagen Sie Ihrem Kind, dass es von Ihnen beiden geliebt wird

Scheidungskinder fühlen sich oft für die Trennung ihrer Eltern verantwortlich. Sie fühlen sich in der neuen Situation hilflos und alleine. Unterstützen Sie Ihr Kind, indem Sie ihm immer wieder sagen:

  1. Du wirst von beiden Elternteilen geliebt
  2. Wir sind weiterhin für Dich da
  3. Du darfst uns beide liebhaben

Wenn Sie diese Regeln beherzigen und es Ihnen nach der Scheidung selbst gut geht, wird Ihr Kind auch nicht so stark unter der Trennung leiden.

Tipp: Als weiterführende Literatur empfehlen wir: „Glückliche Scheidungskinder, Was Kinder nach der Trennung brauchen“, von Remo H. Largo und Monika Czernin, Piper Verlag, 2015.